Wein zu verkaufen

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Der Verkauf bzw. das Angebot von Weinen erfolgte im 19. Jahrhundert nicht durch Direktvermarktung. Vielmehr waren es Händler, die preisgünstig Wein einkauften und auf ihren Märkten weiterverkauften. Diverse Zeitungen spiegeln dies wider; einige Beispiele seien im nachfolgenden angeführt:

In der "Zeitung des Großherzogthums Frankfurt", so der Titel einer der ältesten Frankfurter Zeitungen (begründet 1615), lesen wir im Jahr 1811 mit Datum vom 22. August (Ausgabe Nr. 234) folgende "Wein-Anzeige":

"Mittwoch den 11 September 1811 Morgens von 9 bis 12 und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr werden in dem Wohnhause No. 61 im Thal Ehrenbreitstein nachstehende bestens gehaltene Rhein- und Moselweine einer öffentlichen Verkaufung unter annehmlichen Bedingnissen ausgesetzt.

Als an Rheinwein:
        1 Stück 1806r Geisenheimer Bergwein
        1 desgleichen 1808r Eltwiller.
An Mosselwein [sic!]
        2 Fuder 1806r Pisporter.
        4 »          1807r desgleichen.
        6 »          1807r Zettinger.
        1 »          1807r Graacher.
        1 »          1807r Erziger.
        5 »          1808r Pisporter.
        2 »          1808r Zeltinger.
        3 »          1808r Erziger.
        2 »          1808r Trittenheimer.
        Proben davon werden auf Begehren den Tag zuvor an den Fässern gegeben.
        Elzen, Herzogl. Nass. Notaire."

Wiederholt abgedruckt wird diese Anzeige in den Ausgaben vom 23.8.1811, 26.8.1811; über das Ergebnis findet sich kein Bericht. Aus dem "Ehrenbreitsteiner Anzeiger" erfahren wir in der "Nro. 33. [... erschienen] Sonntag am 18ten August 1811", dass dieser Weinverkauf im Rahmen einer Versteigerung des gesamten Gebäudes stattfindet (gelegen an der Reitschule zur Rheinseite hin). Dort werden allerdings 3 Fuder 1808er Trittenheimer Wein angeboten, in der Ausgabe des "Ehrenbreitsteiner Anzeigers" vom 25. August korrigiert in 2 Fuder (vgl. auch die Ausgaben vom 1. und vom 8. September).

"Die 46er Moselweine sind unstreitig das Vollendetste ..."

Im revolutionären Jahr 1848 bietet die Berliner Weinhandlung in der Leipziger Straße 57 Moselweine und unter ihnen auch Trittenheimer an. Die Anzeige in der "Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. No. 94. Zweite Beilage zur Königl. privilegirten Berlinischen Zeitung Donnerstag den 20 April 1848" wirbt mit interessanten Perspektiven auf die Weine:

"Die 46er Moselweine sind unstreitig das Vollendetste, was wir seit 1834 in der Art gehabt haben. Die Hochgewächse der berühmtesten Lagen sind ausgezeichnet, haben einen feinen Geschmack, viel Aroma und ein schönes Bouquet. Um diese guten Eigenschaften ganz zu genießen, müssen die Weine jung getrunken werden, da das Moselgewächs kein Lagerwein ist, und es jung getrunken dem Körper am zuträglichsten sein soll.
Die Verkaufspreise sind wie folgt:
Trittenheimer 8 sgr., Trabener 10 sgr., Zeltinger 12 1/2 sgr., Brauneberger Ausstich 15 sgr., Mosel-Blümchen 20 sgr., Moselbraut 25 sgr. p. Bouteille.
Die Weingroßhandlung am Dönhofsplatz Leipziger Str. No. 57."

Moselwein in den Versteigerungen

Der Verkauf des Weinbauern an den Weinhändler stand im 19. Jahrhundert im Schatten der großen Weinversteigerungen, bei denen die großen Weingüter und Händler ihre Erzeugnisse bzw. Aufkäufe anpriesen. Einen Eindruck von der Bedeutug und eine Übersicht gibt der "Spezialkalender für die Versteigerungen an der Mosel" in der Deutschen Wein-Zeitung aus dem Jahr 1885 (8. April 1885). Im selben Weinfachorgan wird zum 15. Mai 1885 auch Einblick gegeben in die Ergebnisse dieser Versteigerungen.

 

 

Gerade im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gewinnt der Moselwein einen größeren Zuspruch.

Gerade die großen Weingüter können bei den Versteigerung am leichtesten höhere Preise erzielen, wie das Beispiel der Frühjahrsversteigerung aus dem Jahr 1888 zeigt. Das Weingut des Bischöflichen Priesterseminars, das in Trittenheim einen größeren Besitz guter Weinlagen hat konnte dabei mit den Trittenheimer Weinen einen Erlös von 13.020 Mark erzielen; 11 Fuder (von insgesamt 54 Fudern) wurden aus Trittenheimer Weinbergen angeboten und die Preise lagen zwischen 860 und 1640 Mark je Fuder. Vgl. Pressebericht aus der Deutschen Weinzeitung, Nr. 22 (19.03.1888, S. 122).

Der Bericht über den Weinbau in Rheinpreußen, den man in der Deutschen Weinzeitung vom 4. April 1887 (Nr. 26, S. 128) liest, macht aber deutlich, dass die Preise für den Kauf beim Winzer oft deutlich niedriger liegen. Es wird darauf hingeweisen, dass "ferner in Trittenheim 6 Fuder 1886er zu M. 850-890 pro Fuder" verkauft werden.

Nicht nur Klassejahrgänge ernten die Winer, sondern auch solche, die im Keller Mühe machen und schwer zu vermarkten sind. Einen solchen problematischen Herbst bescherte das Jahr 1894. Und dies geschieht unter den Rahmenbedingungen, dass sich in den 1890er Jahren der Verkauf von Weinen in Deutschland generell erschwert: genannt werden dafür Gründe wie ein vermindertes Einkommen, eine Choleraepidemie oder auch verschlechterte Exportbedingungen. Die Ernte des Jahres 1894 hatte ungünstige Wachstums- und Reifungsbedingungen zu verzeichnen. Die Traubenenwicklung hatte sich verzögert, dann kam naßkaltes Herbstwetter auf, so dass es den Trauben schließlich an der Vollreife mangelte. Es wurden Moste eingekellert, die recht niedrige Öchslegraden hatten, dafür aber einen höheren Säuregehalt. Aus dem Bericht aus Rheinpreußen "Von der Mittelmosel" unter dem Datum 11. November geht hervor:

"Nach beendetem Herbst zeigt es sich, daß wir im Durchschnitt nur ein Drittelherbst zu verzeichen haben. Die Qualität variiert hingegen ganz bedeutend. Bessere Lagen zeitigten einen Mittelwein, während Weine mittlerer und kleinerer lagen unbedingt einer rationellen Verbesserung bedürfen."

Es tritt dennoch eine rege Herbstnachfrage ein "und ist bei den kleineren Winzern überall schon aufgeräumt. In Ensch, Trittenheim, Neumagen und Dhron gingen 1894er in der Preislage von M. 280 - 340 pro Fuder über. [...] Wenn die Kauflust so anhält, wie bis jetzt, dann dürfte zur Jahreswende, außer in größeren Kellern, der 1894er in festen Händen sein."

An anderer Stelle der Zeitung vom 12. November wird vermerkt, dass es

"mit dem Verkaufe des Mostes [...] in hiesiger Gegend recht flott [ging], während in den ersten Tagen die Preise M. 270-300 per 1000 Liter ohne Faß standen, stiegen sie infolge der lebhaften Nachfrage und Kauflust rasch auf M. 300-375 in denselben Orten und ist verschiedenfach heute dort damit ausverkauft. Die Weine probiren sich recht suaer und herb, aber durchaus reintönig, die aus den besseren und besten Lagen haben sogar ganz hübsche Moselart. In 1893er ist fortwährend Nachfrage und kommen viele Abschlüse zu Stande. Es verkauften [...] Trittenheim 10 Fuder 1893er à M. 850, aus dem Weingute der Geschwister Milz".

Einige Wochen später liest man in der Deutschen Weinzeitung unter der Rubrik "Mosel und Saar":

"Trittenheim, 24. Dez. Im Weineinkaufsgeschäfte ging es hier in letzter Zeit recht lebhaft zu. In kurzer Zeit wurden mehr wie 200 Fuder 1893er Wein gekauft und hohe Preise erzielt. Die Preise der Weine waren sehr verschieden und variirten [sic] zwischen Mk. 750 und 800 pro Fuder. Einige Fuder fanden sogar zu Mk. 900 per 960 Ltr., mit Fass, Abnehmer. Tag für Tag konnte man hier Kauflustige sehen, doch wurden nachher nur mehr kleinere Quantums losgeschlagen. Hoffentlich wird der 93er hier, vor den im Frühjahr kommenden Weinversteigerungen, in den Händen der Käufer lagern. Der 92er hingegen liegt ganz ruhig und fest. Es sind zwar auch einige Fuder von diesem Jahrgang veräussert worden, und wurden 650-700 Mk. pro Fuder bezahlt. Die 94er Ernte ging bereits im Herbste zum grössten Theil durch Kauf der Trauben über, später wieder durch den Verkauf von Most. Der noch hier lagernde 94er ist nur mehr bei besseren Winzern in Partien zu finden".

Und schließlich findet sich zum Jahresende noch die Bemerkung

"Von der Mittelmosel, 27. Dez. ... In Trittenheim wurden 92er zu Mark 850-900 pro Fuder verkauft ...".