Von der Volks- zur Grundschule - eine Schul(haus)geschichte

Die Räume, in denen junge Menschen sich Bildung aneignen können, sind der sichtbarste Zugang zu einer lokalen Schulgeschichte. Eine Schulhausgeschichte im engeren kann für Trittenheim erst mit genaueren Dokumenten des 19. Jahrhunderts genauer beschrieben werden. Ältere Urkunden weisen aber auch auf eine Schulhausgeschichte hin, die schon vor dem Jahr 1825 beginnt.

Die Schule im Asselbornschen Haus

Das Erbauungsdatum eines Schulgebäudes vor dem 18. Jahrhundert können wir weder erschließen , noch ist dieses lokalisierbar. Ob es mit dem „spylhaus“, das in Weistümern ge- nannt wird, identifiziert werden kann, lässt sich nicht sagen. Aus dem ersten Hinweis auf den Neubau einer Schule im Jahr 1824 in einer Versteigerungsofferte, zu finden in der Trierischen Zeitung vom 7. September 1824, lässt sich aber auf eine Schule des 18. Jahrhunderts schliessen:

„Montag den 13. Sept[em]ber., 4 Uhr nachmittags, wird zu Trittenheim das alte Gemein- de=Schulhaus daselbst auf erb= und eigenthümlich versteigert werden. Die Steiglustigen belieben sich im Schulhause selbst einzufinden”.

In seinem Grundbestand findet sich dieses später als „Asselbornsches Haus” bezeichnete Gebäude noch heute am Spielesplatz (Spielesstr. 6), allerdings lässt sich die frühere Auftei- lung nicht mehr genau rekonstruieren. Seine spätere Nutzungsgeschichte spiegelt vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten früherer Zweckbauten wider: zeitweise beherbergte es ein Wirtshaus mit Bäckerei, später einen Kaufladen und Friseursalon. Die baulichen Voraussetzungen in diesem Asselbornschen Haus ließen im Erdgeschoß wohl in einem großen Raum nur Unter- richt für eine altersgemischte Klasse zu. Etwa einhundert Schüler mussten sich dort platzie- ren. Die Räume im oberen Stockwerk dienten vermutlich als Wohnmöglichkeit. Die zuneh- mende Bevölkerung und der staatlich stärker reglementierte Schulbesuch führten nicht daran vorbei, ein deutlich größeres Schulgebäude zu errichten.

Die Schule in der Spielesstraße

1824/25 ließ die Gemeinde, die in finanzieller Hinsicht für das Schulwesen verantwortlich war, ein neues zweiklassiges Gebäude mit Lehrerwohnung errichten. Das Gebäude wurde traufständig an der heutigen Spielesstraße errichtet. Am „Mittwoch den 28. laufenden Monats Juni, 2 Uhr des Nachmittags, wird in dem neu erbauten Schulhause zu Trittenheim die Gestellung der normalmäßigen Sitz= und Schreibbänke, Schreib=Tafel und Katheder für die Lehrer, zu 109 Thlr. veranschlagt, den Mindestfordernden überlassen werden, wozu Uebernehmungslustige berufet“ schreibt die Trierische Zeitung im Juni 1826, so dass es offensichtlich in schneller Zeit errichtet worden war.

1835 sieht sich die Gemeinde veranlasst, „zu Trittenheim die Aufführung zweier neuer Schornsteine in dem doppelten Schulhause daselbst, veranschlagt zu 49 Rthlr 2 Sgr, dem Mindestfordernden [zu] überlassen“.

Gegen Ende der 1870er Jahre zeigte sich, dass die weiter zunehmende Zahl von Kindern (90-100) die vorhandenen Säle wiederum als zu klein erscheinen ließen. Auf die Anregung der Lehrerschaft, eine dritte Klasse zu gründen, reagierte die Gemeinde, indem sie sich „sträubte [...] gegen eine solche Ausgabe“ und sie versuchte mit einer widerruflichen Gehaltszulage von 90 M die Lehrer zu besänftigen. Und doch kam man schließlich nicht an der Umsetzung neuer Räume vorbei. Lehrer Georg Pfrang notierte: „Im Jahre 1890 wurde die 3. Schule erbaut. Die Gemeinde sträubte sich dagegen mit der größten Entschiedenheit, sodass die Kgl. Regierung den Anbau an das alte Schulhaus auf dem Zwangswege ausführen ließ und der Gemeinde jeden Zuschuss verweigerte. Auch die Kosten der inneren Ausstattung musste die Gemeinde allein tragen. Der Anbau soll 15000 M kosten.“ Dieser von Pfrang als „3. Schule“ bezeichnete Bauabschnitt war kein völliger Neubau, sondern ein Erweiterungsbau des Schulgebäudes. Der wurde als giebelständiger Quertrakt südlich des bestehenden Gebäudes angesetzt (und wurde später lange Jahre von der Freiwilligen Feuerwehr Trittenheim genutzt).

Während sich die Unterrichtsräume im unteren Stock befanden, lagen die Wohnungen der Lehrer im oberen Stockwerk. Wie viel Raum damit zur Verfügung stand wird deutlich aus ei- nem Eintrag der Schulchronik des Jahres 1923: einem Antrag, ungeteilten Unterricht zu erteilen, wird seitens der Regierung eine Absage erteilt, „weil für 4 Klassen nur 3 Unterrichtsräume zur Verfügung stehen“.

 

Schule und Pfarrhaus auf einer Ansichtskarte um 1900

Von einer ersten Renovation berichtet die Schulchronik 1909, wenn sie festhält, dass die Lehrerwohnung neu tapeziert, Böden, Fenster und Türen gestrichen wurden und auch „die alten, arg zerschnittenen Schulbänke ... repariert" wurden. Außerdem erfolgte die Reparatur der Schultreppe und es wurde eine Ventilation an den Schulfenstern angebracht.

Dass in solch beengten Verhältnissen das Lehren und Lernen nicht einfach sei, verdeutlicht der Eintrag aus dem Jahr 1924: Hauptlehrer Hermann beschreibt den „Knabenschulsaal“, der unmittelbar an die Dienstwohnungen der Lehrer angrenzte. Er habe eine Größe von 8,20 m in der Länge und 5,15 m in der Breite, sei ausgestattet mit neun durchgehenden Schulbankkombinationen (3,70 m lang), die 56 Schülern als Sitz und Schreibelement dienen. Diese wurden 1926 durch 25 zweisitzige Bänke ausgetauscht – nach dem Eintrag der Schulchronik stimmte „erst auf mehrfachen Antrag [...] der Gemeinderat zu“. Die Schulchronik listet sogar penibel die unterschiedlichen Sitz- und Pulthöhen der Bankreihen auf. Das Thema Schulbank sollte in den folgenden Jahren noch mehrmals auf der Tagesordnung stehen.

 

 

Entweder machten höhere Zahlen von Schülern Neuanschaffungen notwendig oder aber die alten Bänke taten ihren Dienst endgültig nicht mehr. Frontal zu dieser Sitzanordnung der Schüler stand ein erhöhtes Lehrerpult mit Stuhl, während die Schreibtafel seitlich versetzt in einem leichten Winkel unmittelbar neben dem Eingang aufgestellt war. Zur Beheizung des Raumes diente ein Ofen – die Beheizung wurde 1925 erneuert -, das Tageslicht fiel durch drei Fenster ein.

Von weiteren Reparaturen berichtet die Chronik für die Jahre 1931/1932: die Wohnung der ersten Lehrerin wurde renoviert und durch Einbau einer Mansarde erweitert, so dass sie einem bis dahin in Miete wohnenden Lehrer zur Verfügung gestellt werden konnte. In der Wohnung des Hauptlehrers im Erdgeschoss musste ein neuer Fußboden eingezogen und die Räume tapeziert werden – all das, nach dem die letzte Renovation 1909 stattgefunden hatte. Auch die alte Toilettenanlage aus dem 19. Jahrhundert wurden ersetzt. Der Pausenhof erhielt erstmals einen Asphaltbelag. Die „Lehrerinwohnung“ wurde mit neuen Öfen, einem Herd und einem Spülstein ausgestattet. Eine besondere technische Ausstattung erhielt die Schule im Juli 1933 mit einem Rundfunkempfänger und den dazugehörigen Antennenanlagen – dies fast vollständig durch die Regierung Hitler bezahlt, die die Bedeutung des Rundfunks für ihre Propaganda hoch einschätzte.

Das Schulgebäude überstand den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden, „es ist frei- lich vieles instandzusetzen, da in den letzten Jahren nichts mehr gemacht worden war. 60% der Fensterscheiben sind zerbrochen, mit Brettern, Pappe und Blech ist notdürftig geflickt. Ein Ofen fehlte und wurde durch einen leider viel zu kleinen ersetzt. An Inventar ist ausser den Bänken, 2 Öfen, den 3 Schreibtafeln und den Wandschränken mit einigen wenigen Büchern fast nichts mehr vorhanden“ berichtet Wilhelm Boesen bei seinem Antritt als Leiter der Schule 1946. Da für 8 Schuljahrgänge in vier Klassen nur drei Klassenräume zur Verfügung standen, verteilte sich der Unterricht auf die Vor- und Nachmittage. 1947 hatte sich wenig daran geändert, nur kamen Probleme mit undichten Dachrinnen und Dachschäden und mit fehlenden Schlössern und Schüsseln hinzu.

Die Währungsreform 1948 machte Hoffnung, doch sollte sich diese erst 1950 erfüllen, als Reparaturen im größeren Umfang durchgeführt wurden. Die wachsende Schülerzahl war Grund genug, immer wieder die Notwendigkeit eines vierten Schulsaals vorzutragen. Eine Erweiterungsmaßgabe verschob sich allerdings, da sich in den Köpfen das Projekt eines Schulneubaus schon seit Beginn der fünfziger Jahre festsetzte. Die Ausquartierung von zu- gewiesenen Flüchtlingen und die Zusammenlegung zweier Räume einer Lehrerwohnung ließen schließlich einen vierten Schulsaal schaffen. Ausgestattet wurde er mit altem Inventar. „Der 4. Schulsaal, so primitiv er ist (klein und niedrig) stellt doch einen Fortschritt dar: alle Kinder haben am Vormittag Schule“ resümiert die Schulchronik.

Von Interesse ist die „kurze Beschreibung der Schule in Trittenheim für das geplante Schulalbum des Landratsamtes“ zitiert: „Das Schulgebäude steht neben dem Pfarrhof an der linken Seite der Hauptstraße. Jetzt trägt es einen leuchtend weißen Verputz, der dem Hause ein freundli- ches Ansehen gibt, und der das Alter der Schule nicht erraten lässt. Das Schulhaus wurde in den Jahren 1824 bis 1825 erbaut. Es besteht eigentlich aus zwei aneinandergefügten Ge- bäuden, von denen das erste die eigentliche Schule mit zwei großen Sälen darstellt, während das Nebenhaus als Dienstwohnung gedacht war. Später, als die Schülerzahl gestiegen war, und zwei Unterrichtsräume nicht mehr ausreichten, wurden in der Dienstwohnung zwei weite- re Schulzimmer geschaffen, sodaß jetzt vier Schulsäle vorhanden sind. ... An einer Hofseite steht ein Nebengebäude, das moderne, saubere Toiletten und Vorratsräume für Brennmate- rial enthält. Schulbad, Kochküche, Bastelraum, Gemeindesaal, Heizung sind nicht vorhanden. Dafür aber wächst auf der anderen Straßenseite ein großes Jugendheim rasch seiner Vollen- dung und Bestimmung entgegen. Trittenheim, den 13.2.55“

Ein Schulhausneubau - einem Trittenheimer gewidmet

Die Schultradition Trittenheims beginnt nicht erst mit dem Jahre 1966, doch dieses Datum markiert den Beginn der 'modernen' Schulgeschichte des Ortes. Schon in der 50er Jahren weiß man um die Schulhausnot.

Ein moderner Schulbau: die Johannes-Trithemius-Schule

Die Schultradition Trittenheims beginnt nicht erst mit dem Jahre 1966, doch dieses Datum markiert den Beginn der 'modernen' Schulgeschichte des Ortes. Im April besagten Jahres wurde nämlich das neuerrichtete, nach modernen Aspekten des Unterrichts geplante Schulgebäude seiner Aufgabe übergeben.

Die Schultradition Trittenheims reicht ja nachweislich bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts hinab. Der erste urkundlich festzustellende ludimagister (wörtlich 'Spielmeister'), der wohl wie noch manche nachfolgende Generationen im 'Spielhaus' am Spielesplatz der Gemeinde unterrichtete - erst 1824/25 wurde ein eigenes Schulgebäude in der heutigen Spielesstraße errichtet -, war nach dem Taufbucheintrag Henricus Kelner, "pro tempore Ludimagister huius pagi" "zur Zeit Lehrer dieses Ortes", und Pate des Täuflings Henricus Mattes (4.3.1638) (S. Kirchenbuch im Bistumsarchiv (BATr 72, 855, 1, S. 39).

Das erwähnte Schulgebäude des Jahres 1824/25, das 1890 um einen giebelständigen Teil erweitert wurde, diente über viele Jahrzehnte als Volksschule. Der durch die Kriegszeit verschlechterte bauliche Zustand und die mit dem Bevölkerungswachstum einhergehende zunehmende Raumnot veranlassten die Ortsgemeinde als Trägerin schon zu Beginn der 50er Jahre, Überlegungen über die Errichtung eines Neubaues anzustellen. Reale Gestalt gewann diese Zukunftsmaßnahme allerdings erst unter dem neugewählten Ortsbürgermeister H. Gerwalin zu Beginn der 60er Jahre. Zunächst galt es, ein ausreichend großes Areal bereitzustellen. Im Zuge einer Baulandstrukturierungsmaßnahme erwarb die Gemeinde zwischen 1961 und 1964 oberhalb des alten Standortes Grundstücke, teils im Tausch mit der Kirchengemeinde, teils durch Kauf (Gesamtpreis 100.000 DM), so dass schließlich 6000 m2 zur Verfügung standen.

Im Frühjahr 1961 wurde das Lehrerkollegium um seine Optionen für den Neubau gebeten. Aus der Lehrerkonferenz kam das Votum, dass sechs Klassenräume mit abgetrenntem Gruppenraum, ein Schulsaal für die Entlaßklasse, ein Werk- und ein Physikraum, ein Sprachlabor, ein Hauswirtschaftsraum mit 16 Plätzen, ein Konferenz-, Schulleiter- und Lehrmittelzimmer geschaffen werden sollten. Eine Aula, die gleichzeitig als Turn- und Musiksaal genutzt werden sollte wurde ebenfalls als Desiderat benannt; eine Verwirklichung zu diesem Zeitpunkt hätte die Gesamtkosten auf 1,1 Millionen DM steigen lassen, so dass aufgrund der schwierigen Haushaltslage das Projekt vorerst zurückgestellt wurde. (Eine Turnhalle wurde erst Ende der 70er Jahre angegliedert (800.000 DM).)

Aus dem im September 1961 ausgeschriebenen Planungswettbewerb ging als erstplazierter Entwurf der des Trierer Architekturbüros Schulte und v. Bennigsen-Mackiewicz hervor.

Der Entwurf sah vor, im zweieinhalbgeschossigen Hauptgebäude acht Klassensäle mit den entsprechenden Gruppenräumen unterzubringen. Im Kellergeschoss wurden Werk- und Hauswirtschaftsräume eingerichtet. Eine überdachte Pausenhalle verband den Haupttrakt mit dem eingeschossigen Seitentrakt, in dem Verwaltungs- und Personalräume, Sanitäranlagen sowie der Physikraum untergebracht waren. Die Trierer Bezirksregierung schränkte den Plan jedoch zunächst auf eine sechsklassige Ausführung ein, hielt aber die Option offen, in der Zukunft eine Erweiterung anbauen zu können. So wurde keine neue Planung vorgelegt, sondern nur ein Bauteil nicht gebaut. Das Gebäude präsentiert sich heute daher als asymmetrisches Bauwerk.

Die veränderte Projektplanung aber auch die langwierigen Verhandlungen um den Landeszuschuss von rund 45 Prozent zögerten den Baubeginn bis 1964 hinaus. Am 28. April 1964 konnte jedoch mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen werden. Die einheimische Baufirma Alois Hoffmann, die unter den Bewerbern als leistungsfähigste Firma den Auftrag erhielt, führte die Arbeiten so zügig aus, dass am Ende des Jahres 1964 der Rohbau stand. Die Kosten der gesamten Baumaßnahme einschließlich der Außenanlagen und des Innenausbaus betrugen 676.000 DM. Von diesen übernahm das Land Rheinland-Pfalz 370.000 DM und der Landkreis Trier, zu dem Trittenheim bis zur Kommunalreform 1970 gehörte, 50.000 DM als Kostenzuschuss. Die Kosten für die Einrichtung beliefen sich auf rund 55.000 DM.

Unter angemessener Beteiligung der Schüler, der Bevölkerung, der Vereine und Ehrengäste vollzog sich die Einweihung der bezugsfertigen Schule am 2. April 1966 durch den Ortspfarrer Paul Breithaupt (1913-1971).

Eine dem Schulbau einverleibte Urkunde spricht davon, dass „diese nach neuesten architektonischen und pädagogischen Erkenntnissen erbaute Schule eine Pflanzstätte des Wissens und Mittelpunkt der geistigen und charakterlichen Formung unserer Jugend werden“ möge. Es war daher kaum eine Verlegenheit, dass die Schule nach jener Person genannt wurde, der die Gemeinde schon wenige Jahre zuvor ein Jubiläumsjahr ausrichtete: Johannes Trithemius. Auf dem Schulareal wurde ein Bronzerelief aufgerichtet, das der gleiche Künstler - Walter Henning (1920-1980) - schuf, der für das Trithemius-Jubiläum 1962 die lebensgroße Sitzplastik gießen
ließ.

Die mit einem Flachdach ausgestattete, nach seinerzeitigen Auffassungen modern ausgestattete Schule war schon etwas Besonderes und im Herbst 1967 konnten Fernsehbesitzer im Abendprogramm des Deutschen Fernsehens eine zehnminütige Reportage anschauen.

Die Schulchronik berichtet: „Die Johannes-Trithemius-Schule im Deutschen Fernsehen. Am 1. 9. 67 brachte das Deutsche Fernsehen in seiner Abendsendung 'Blick ins Land' einen Bericht über die Trithemius-Schule' in Trittenheim. Herr

Ortsbürgermeister Gerwalin hatte die Fernsehreporter zu einer Besichtigung unseres Werkraums eingeladen. Zuerst wurde die Schule mit dem Trithemius-Wappen in Großaufnahme gezeigt. Über den Schulhof schritten die Schüler mit fröhlichen Gesichtern zum Werkunterricht. Im Werkraum sah man die Knaben des 8. u. 9. Schuljahrs bei der Arbeit. Unter der fachkundigen Leitung von Herrn Henning schnitzten sie Wegschilder, Köpfe und Reliefs mit Darstellungen aus dem Winzerleben. Herr Walter Henning bemängelte im Interview die Einrichtung des Werkraums. Wichtige Werkzeuge fehlten, während andere, die weniger gebraucht würden, in großer Anzahl vorhanden seien. Nach Ansicht von Herrn Henning ist es ebenfalls ein Nachteil, daß unser Werkraum nur für Holz- u. nicht auch für Metallarbeiten eingerichtet ist. Hptl. Kordel vertrat die Ansicht, daß der normale Volksschullehrer überfordert sei, wenn er in einem nach modernsten Gesichtspunkten eingerichteten Werkraum unterrichten solle. Für die Johannes- Trithemius-Schule sei es ein ausgesprochener Glückstreffer, daß Herr Bildhauer Walter Henning seit langen Jahren als bekannter Künstler in Trittenheim wirkt und mit Genehmigung des Kreisschulamtes den Werkunterricht an unserer neuen Schule übernommen hat, wo er unsere Jugend mit fachmännischen Kenntnissen und pädagogischem Geschick in die Welt der Kunst einführt. Zum Abschluß sah man auf dem Bildschirm eine Gruppe Knaben mit Herrn Ortsbürgermeister Gerwalin beim Aufstellen eines Wegschildes auf der Konstantinhöhe. Mit einem herrlichen Rundblick auf das malerische Moseltal bei Trittenheim endete die Sendung."

Als im Jahre 1966 der Neubau den Aufgaben einer Volksschule übergeben wurde, dachte wohl kaum jemand an eine schon wenige Jahre später eintretende gravierende Änderung. Zwar bemühte man sich schon Ende der sechziger Jahre um einen Ausbau zu einem Schulstandort (Sonderschule), doch mit dem Schuljahr 1969/70 endete im Zuge der Reformierung die Existenz als Volksschule. Fortan war Trittenheim Standort einer Grundschule, zunächst auch den Grundschulbezirk Klüsserath umfassend, ab 1975/76 jedoch nur noch für Trittenheim. Durch den Wegfall der höheren Klassen, die zunächst in Leiwen und Klüsserath, später an der Hauptschule in Neumagen untergebracht wurden, entfiel die Nutzung der Räume für den Physik-, Werk- und Hauswirtschaftsunterricht bzw. diese wurden nach und nach umgenutzt. Die Reduzierung auf den Grundschulbezirk Trittenheim, die man durch eine schulbehördliche Option für eine Einbeziehung der Grundschulbezirke Dhron und Neumagen während des Ausbaus des Neumagener Schulzentrum Mitte der siebziger Jahre auszugleichen hoffte, blieb bestehen. Damit war angesichts der demographischen Entwicklung klar erkennbar, dass das Gebäude zunehmend weniger durch schulische Zwecke genutzt wird. Gegenwärtig werden vier Jahrgangsstufen in zwei Simultan-Klassen unterrichtet. Ein Drittel der Räumlichkeiten dient nicht mehr unmittelbar schulischen Zwecken, wird allerdings für die Kommune und Weiterbildung im weiteren Sinne verwandt. Wie die weitere Entwicklung der Johannes-Trithemius-Schule aussieht wird sich in den folgenden Jahren entscheiden müssen.

Anhang: Die Urkunde zum Schulneubau

„Urkunde zum Neubau der Johannes-Trithemius-Schule in Trittenheim

Im Jahre des Heils neunzehnhundertsechsundsechzig am 2. April, als Papst Paul VI in Rom als Papst residierte,
Heinrich Lübke Präsident der Bundesrepublik Deutschland,
Professor Ludwig Erhard Bundeskanzler,

Peter Altmeier Ministerpräsident des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Matthias Wehr Bischof von Trier,
Konrad Schubach Regierungspräsident von Trier,
Dieter Braun-Friderici Landrat im Landkreis Trier,

Hans Münch Amtsbürgermeister des Amtsbezirks Klüsserath,
Paul Breithaupt Pastor in Trittenheim,
Theodor Kordel Hauptlehrer in Trittenheim,
Hans Gerwalin Bürgermeister der Gemeinde Trittenheim waren,
wurde in einer Feierstunde die neue Johannes Trithemius-Schule ihrer Bestimmung übergeben.

Nachfolgenden Generationen soll diese Urkunde Zeugnis ablegen für das Verantwortungsgefühl, das die Männer des Gemeinderats bewogen hat, trotz vieler anderer finanzieller Aufgaben der Gemeinde unserer Jugend eine Stätte zu schaffen, die ihr das notwendige geistige Rüstzeug für das spätere Leben vermitteln und sie zu charaktervollen und verantwortungsbewußten Menschen heranbilden soll.

Für den Standort der Schule wurden in den Jahren 1961-1964 Grundstücke in einer Gesamtgröße von 4000 qm für einen Kaufpreis von 100 000 Deutsche Mark von der Gemeinde erworben. Am 4. September 1961 faßte der Gemeinderat den Beschluß, daß die Planung einer achtklassigen Volksschule mit Turnhalle vergeben werden soll. Es wurden sechs Architekten aufgefordert, bis zum 30. September 1961 Vorentwürfe einzureichen. Nach Abgabe der Vorentwürfe wurde am 27. Oktober 1961 in geheimer Abstimmung entschieden, daß den Architekten Schulte und v. Bennigsen-Mackiewicz der Planungsauftrag erteilt und die Bauleitung übertragen werden soll. Da eine achtklassige Schule vorerst nicht genehmigt wurde, begann im Juni 1964 die Baufirma Alois Hoffmann aus Trittenheim mit dem Rohbau einer sechsklassigen Schule und des Verwaltungstraktes. Finanzielle Gründe bewogen die Gemeindevertretung, die Turnhalle erst später bauen zu lassen. Die Gesamtbaukosten außer der Turnhalle wurden mit 776 000 Deutsche Mark veranschlagt und nach Fertigstellung der Schule kann gesagt werden, daß dieser

Betrag, in den auch der gesamte Außen- und Innenausbau und die Pausenhalle eingeschlossen sind, nicht überschritten wurde. Vom Lande Rheinland-Pfalz wurde ein Zuschuß von 370 000 Deutsche Mark und vom Landkreis Trier ein solcher von 50 000 Deutsche Mark gewährt.

Durch den Fleiß aller am Neubau tätigen Firmen und vor allem durch die gute Bauleitung ist es möglich, am 2. April 1966 die Einweihung vorzunehmen.

Möge diese nach neuesten architektonischen und pädagogischen Erkenntnissen erbaute Schule eine Pflanzstätte des Wissens und Mittelpunkt der geistigen und charakterlichen Formung unserer Jugend werden."

Noch immer ermutigt das Schulrelief mit der Lebensgeschichte des Trithemius, in der Bildung einen Zugang zur Welt zu finden.

Heute beleben die Grundschule in Trittenheim Kinder des 21. Jahrhunderts, die sich nicht weniger als Trithemius die Frage stellen müssen, wohin ihr weg führen wird.

Christoph Schmitt