Kurzführer Clemens-Kirche

Das jetzige Kirchenschiff wurde in den Jahren 1790/93 errichtet. Die Baupflicht lag noch in Händen der Trierer Benediktinerabtei St. Eucharius / Matthias. Das Kloster besaß seit dem (10./)11. Jhdt. das sog. Kollationsrecht an der örtlichen Kirche (1148 urkundlich bestätigt).

Clemenskirche

Dem jetzigen Kirchengebäude gehen nachweislich mindestens zwei Bauten voraus, denn schon 1722 wurde eine neue Kirche errichtet. Ob diese noch geostet war, lässt sich nicht nachweisen, ist aber zu vermuten, da sie kleiner gewesen sein dürfte als die jetzige.

Baumeister der jetzigen Kirche war der im Dienst der Benediktinerabtei St. Matthias öfters wirkende Johann An­ton Neurohr (*1735 Boppard +1800 in Trier, vgl. Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. Trier, 1997.) denken dürfen. Der Baukörper des Jahres 1790/93 präsentiert sich als einschiffiger Saalbau, ein für den trierischen Barockstil noch typische Form; allerdings finden sich besonders in der Außengliederung auch erste frühklassizistische Stilelemente.

Zum ältesten Inventar zählt der Taufstein aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts (nach einem Eintrag im Kirchenbuch 1626 aufgerichtet); die hochwertige Arbeit könnte auf ein Werk eines Bildhauers einer Nachfolgewerkstatt des Trierer Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann (1554-1617) hinweisen.

Taufstein

Die beiden Seitenaltäre sowie der rückwärtige Teil des Hochaltars sind in barocker Manier gearbeitet. Sie gehören zum Bestand der 1722 erbauten Kirche. Es sind die typischen Merkmale des ländlich schweren Barocks aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die das aus Holz gefertigte Werk mit Fassung prägen.

Hochaltar und Seitenaltäre

Der jetzt zum Altar umfunktionierte Kanzelkorb ist ebenfalls originaler Bestandteil dieser Altarausstattung; sein zugehöriger Schalldeckel ist jedoch verloren. Auch die ursprüngliche farbliche Fassung ist nicht mehr erhalten. Während die Figurierung des Marienaltares original ist, war der heute dem Hl. Joseph gewidmete Seitenaltar ursprünglich (bis 1826) dem Hl. Nikolaus geweiht, der nun an der rechten Wand vis-a-vis zum Kirchenpatron seine Aufstellung gefunden hat.

Marienaltar

Josefsaltar

Von den heute an den Wänden und im Hochaltar aufgestellten Skulpturen lassen sich die Figuren Papst Clemens, Sebastian, Nikolaus, Rochus, Katha­rina, Lucia der Bildhauerwerkstatt des aus Hadamar ge­bürtigen Johannes Neudecker d. J. (geb. 1692) zuweisen. Diese Werkstatt schuf während ihres Aufenthaltes in Trier (1724-1729) bedeutsame Bild­hauerarbeiten u.a. im Trierer Dom und für die Reichsabtei St. Maximin.

Der Tabernakelbau mit aufgesetztem Kruzifix und überlebensgroßem Christuscorpus sowie die als Abschluss des Hochaltars angebrachte Herz-Jesu-Plastik wurden erst im Zuge des Umbaus des älteren barocken Altarwerkes für die neue Kirche durch den Trierer Schreinermeisters Valentin Schmid 1792/93 angefertigt. Die mit einem Traubenmotiv verzierten Wangen der Bänke stellen Reproduktionen der 1792 im gleichen Stil von V. Schmid geschaffenen Kirchenbänke dar (eine Originalfassung findet sich noch im Kindergarten).

Der Orgelprospekt oberhalb der Empore besteht aus dem originalen Rest der 1840 aufgerichteten Orgel der Werkstatt der Gebrüder Franz Heinrich (*1788 +1859) und Carl (*1783 +1845) Stumm in Rhaunen. Der Intonationsumfang war fast baugleich mit der Stumm-Orgel der Trierer Marktkirche St. Gangolf, die dem damaligen Stifter als Vorbild diente. Ihre Finanzierung verdankt sie wesentlich dem in Trittenheim geborenen Trierer Domka­noniker Schue, dessen Grabstele in der Friedhofskapelle zu sehen ist.

Die beiden unteren Turmgeschoße, etwa bis zur Höhe des Dachfirstes, gehören zu den älteren Bauperioden der Vorgängerbauten an. Zwischen 1793 und 1842 blieb der Turm ohne Bedachung. Auf Veranlassung und mit wesentlicher finanzieller Hilfe Engelbert Schues sowie unter Federführung des für klassizistische Bauten bekannten Trierer Kommunalbaumei­ster Bingler wurde der Turm 1842 durch den Trierer Zimmermann Weis, der auch am Bau der Trierer Mariensäule beteiligt war, um ein Doppelstockwerk und den polygonalen Turmhelm erhöht.

Die Christus‑ und Aposteldarstel­lungen in der Voute wurden 1908 durch den Trierer Maler Stolzenberg ausge­führt. Die ausgestellten Passionsgemälde in den Nischen sind Teil eines in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffenen Passionszyklus. Aus den Jahren 1920/21 stammen die größtenteils noch originalen neoro­manisch gehaltenen Glasfenster der Fir­men Gas­sen & Blaschke (Düsseldorf; 1., 2., 4. und 6. Seligpreisung) bzw. Bins­feld-Dornoff (Trier; 3., 5., 7. und 8. Se­ligpreisung); teilweise spiegeln sie sich wider in den Glasfenster der Stephanus-Kirche in Wintrich.

Der im Halbrelief gehaltene Kreuzweg aus Lin­denholz wurde im Rahmen der Kirchen­renovierung 1963/64 durch den Trittenheimer Bild­hauer Walter Henning (1920-1980) ange­fertigt. Derselbe Künstler schuf auch die Entwürfe für die Portalreliefs (das Clemen­sportal im Westen mit der Was­serwunder‑Legende; das Lauren­tiusportal im Osten mit dem Kirchenschatz‑Motiv der Lauren­tius‑Legende) und die zugehörigen Tür­griffe (Anker bzw. Rost).

Christoph Schmitt

Literatur:

Peter Seewaldt, Johann Neudecker d. J. Sein Beitrag zur Bildnerei des Spätbarocks in Trier und im Trierer Land, in: Trierer Zeitschrift 55 (1992) S. 303‑340.

Heiligenfiguren in der Pfarrkirche St. Clemens Trittenheim, Trittenheim 1993.     

Christoph Schmitt, Ein 200 Jahre alter Neubau. Die Pfarrkirche St. Clemens 1790/93, Trittenheim 1994, [=Trithemiensia; 2].

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