Johannes Trithemius (1462 bis 1516)

„1462, Anno  Bernardi secundo, ... die mensis Februarii prima, hora undecima, minuto XXXIII post meridiem in nocte, ego Johannes Trithemius  ...“.

Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht am 1. Februar 1462 geboren zu sein, so beschreibt Johannes Trithemius den Beginn seines Lebens im zweiten Band seiner Hirsauer Klostergeschichte.

Johannes Trithemius gehört zu den Menschen aus Trittenheim, die in der Tat Weltruf erlangten. Um seinen Wissenshorizont zu erweitern, mußte er die Heimat verlassen. Die zeitweise Rückkehr in das heimatliche Dorf verhinderte ein Unwetter, denn der 20jährige sollte die Benediktinerabtei Sponheim als neue Heimat finden. Zumindest 23 Jahre lebte der mit 21 Jahren zum Abt Gewählte dort. Es war ein Wirkort mit großer Ausstrahlung, bevor ihn die Suche nach einem neuen Kloster 1506 nach Würzburg in das dortige sog. Schottenkloster führte. Dort verstarb er 1516. Dazwischen liegen Jahre voller literarischer, reformerischer und seelsorglicher Tätigkeit.

Man darf es ruhig zugeben: Die Berühmtheit des Sponheimer, später Würzburger Abtes verschaffte seinem Heimatort Trittenheim einen Platz in der Welt der (Nachschlage-)Literatur. Manchmal taucht er in der Literatur einfach nur der Name „Trittenheim(er)“ auf - und so taucht nicht nur Benediktiner aus Trittenheim vor Augen auf, sondern auch seine Heimat, die er, obwohl er sie nie wieder sah, doch in seinem Herzen bewahrte. Dass man davon auch in „Trittenheim Ein[em] Flecken an der Mosel zwischen Trier und Nuemagen allda der beruehmte und gelehrte Abbt Johannes Trithemius ist gebohren worden ..."* Kenntnis nehmen kann, wird aus der Fülle der Literatur zu seiner Person und seinem Werk nur einiges zu seiner Lebensgeschichte und zu seiner Aufnahme in Trittenheim zu sagen sein.

*So in Matthias Merian, Topographia Archiepiscopatuvm Moguntinensis Treuirensis et Coloniensis, Das ist Beschreibung der vornembsten Stätt vnd Plätz in denen Ertzbistümen Mayntz, Trier vnd Cöln. An Tag gegeben durch Matth: Merian., 2. Ausgabe verfaßt von Martin Zeiller und hrsg. von Matthaeus Merians d. Ae. sel. Erben Frankfurt 1675, S. 57.

Biographie im Bild

Als Anfang der 60er Jahre der neue Schulbau entstand, sollte er dem "größten Sohn Trittenheims", so der damalig Bürgermeister, gewidmet werden. Um die Lebensgeschichte anschaulich zu machen, wurde der Trittenheimer Bildhauer Walter Henning, der schon das 1962er Trithemius-Standbild geschaffen hatte, mit der Ausführung beauftragt. Auf einer Bronzetafel hält Hennig die wesentlichen Lebensstationen fest.

Walter Henning (1920-1980) vereinigt in diesem Relief die wichtigen Stationen der Biographie des Johannes Zeller: am 1. Februar 1462 in Trittenheim geboren wurde er als 'Joannes Tritemius' - so die von ihm selbst ab 1486 benutzte latinisierte Schreibweise, mit der der Benediktinerabt seine tiefe Verbundenheit mit der Heimat zum Ausdruck bringt – über die Stationen Martinskloster Sponheim und Schottenkloster Würzburg, wo er 1516 verstarb, im wahrsten Sinne des Wortes berühmt. W. Henning, der neben seiner Bildhauerwerkstatt auch die Aufgaben eines Werklehrers an der Schule wahrnahm,1 skizziert in siebzehn Szenen den Werdegang des Mannes, dessen Name die Schule trägt. Folgen wir den Linien des Reliefs:2

1) Die erste Szene (oben links) zeigt den Versuch der Mutter, die Schläge des Schwiegervaters von Trithemius abzuhalten, denn jener versuchte "duris verbis durioribusque verberibus" "durch harte Worte und härtere Schläge", wie Trithemius selbst berichtet, ihn davon abzubringen, sich unter anderem durch den Trittenheimer Pfarrer Bartholomäus v. Clüsserath unterrichten zu lassen (s. die rechts anschließende Lehr-Szene).

2) Trithemius Wunsch nach Bildung wird greifbar in der Traumszene (am linken Rand), die zeigt, wie ein Jüngling dem Fünfzehnjährigen während des Schlafs zwei Tafeln vorhält, deren eine mit Buchstaben, deren andere hingegen mit Bilder versehen ist. Nach dem klassischen Modell des Herkules am Scheideweg entscheidet sich der Träumende spontan für die Buchstabentafel, womit sein weiterer Weg besiegelt ist.

Sein Oheim Peter (oben, Mitte) unterstützt ihn in seinem Anliegen und schafft durch die Verwaltung des väterlichen Erbes die entsprechenden Voraussetzungen, daß Johannes den Weg zur Wissenschaft einschlagen kann. Das Resultat zeigt Johannes schließlich im Kreise der Heidelberger Studenten (oben rechts), wohin er nach Stationen in Trier und den Niederlanden gelangt war. Mit Heidelbergs Gelehrtenkreisen pflegte er auch später regen Kontakt, nicht zuletzt, da hier die Sodalitas litteraria Rhenana ihr geistiges Zentrum hatte.

3) Den Weg in die Heimat greift jene Übergangsszene (zw. der 1. und 2. Reihe, rechts) auf. Johannes reist im Januar 1482 mit seinem Studienfreund (Nikolaus v. Mernick?) über den Hunsrück und gelangt durch widrige Wetterumstände in das Benediktinerkloster St. Martin in Sponheim, wo er sich zum Eintritt in den Orden des hl. Benedikt entscheidet und schon im November 1482 seine Profess ablegt (Johannes im Kreis des Konvents: 2. Reihe am rechten Rand).

4) Die sich links anschließende Figurengruppe verweist auf das Jahr 1483, in dem Johannes, obwohl jüngstes Konventsmitglied, zum 25. Abt des Martinsklosters Sponheim gewählt und am 9. November in St. Jakob in Mainz geweiht wird.

5) Die zentrale Reliefszene verdeutlicht das Lebens- und Wirkzentrum des Johannes Trithemius: sein Wirken als Lehrer, als Schriftsteller und als Bibliophiler, dem die einstige Bibliothek von Sponheim ihren Ruhm verdankte. Bis zu seinem erzwungenen Weggang mehrte Trithemius den einst fünfzigbändigen Bestand zu einer Sammlung mit über 2.000 Bänden, bestehend aus Handschriften und frühen Drucken verschiedener Sprachen (neben Latein Griechisch, Hebräisch u.a.) und aus unterschiedlichen Wissensbereichen bestückt, darunter nicht wenige bibliophile Pretiosen. Des Sponheimer Abtes Bekanntheit deutet sich durch die vom rechten Rand herannahende Gruppe an: nicht wenige Regenten und ein Vielfaches mehr an Gelehrten seiner Zeit suchte den Weg ins abseits gelegene Kloster, um "das Licht der Welt" (so Hegius von Deventer, der Lehrer des Erasmus) zu sehen.

6) Trithemius weitläufige Beziehungen verwickelten sein Kloster schließlich jedoch auch in Schwierigkeiten, die letztlich seinen Aufenthalt in Sponheim beendeten. Im Gefolge des bayrischen Erbfolgestreit mußte Trithemius mit seinem Konvent das Kloster 1504/05 für einige Monate verlassen (linker Rand). Am rechten Rand, im Übergang zur 4. Reihe, skizziert Henning schließlich jene Situation, die des Trithemius weiteren Lebensweg ausschlaggebend bestimmte. Johannes I. von Pfalz-Simmern drang 1505, während sich Trithemius zu Verhandlungen in Heidelberg befand, gewaltsam in das Kloster ein und nahm einige Mönche gefangen.

7) Trithemius erkrankt in Heidelberg so schwer (s. die liegende Person darunter), daß er nicht die Kraft findet, einzugreifen. Links daneben wird das unsittliche Verhalten des Sponheimer Mönchs und Cellerars Heilmann skizziert, dem es gelingt, durch Verleumdungen gegen Kloster und Abt eine Rückkehr unmöglich zu machen; auch Trithemius Prior Nikolaus v. Remich trug zum Gram des Abts zur Vereitelung einer Rückkehr wesentlich bei. Johannes sah sich schließlich gezwungen, als Abt zu resignieren (1506), nachdem auch Interventionen bei Bischöfen (4. Reihe links) zu keinem Erfolg führten.

8) Die Zeit des Umbruchs spiegelt sich in der linken Übergangsszene zur 5. Reihe wider. Auf Einladung des Brandenburger Kurfürsten Joachim I. weilt Trithemius einige Monate in Berlin und fungiert als dessen Berater.

9) Parallel zur zweiten Reihe, in der Trithemius erstmals zum Abt geweiht wird, erscheint Johannes in der Mitte der 5. Reihe erneut als Abt, diesmal von St. Jakob in Würzburg (seit Oktober 1506). Es ist ein vergleichsweise armes Kloster, in dem er dennoch in den verbleibenden Lebensjahren ein reiches literarisches Schaffen an den Tag legte. Einen Ausschnitt seines literarischen Schaffens repräsentiert die Szene in der unteren linken Ecke, in der Trithemius an Joachim I. wie schon an Maximilian I. ein Buch überreicht.

Nach der Intention des Bildhauers spiegelt sich hier jedoch gerade die problematische, wenngleich volkstümlich wohl populärste Partie des Schaffens und Denkens des Abtes wider, wenn hier auf den Antipalus maleficorum von Trithemius (1508) bzw. auf die drei Abschnitte über Hexerei aus dem 'Buch über die acht Fragen' verwiesen wird (dort richtet sich Trithemius gegen das Hexenwesen und erweist sich sehr als Kind seiner Zeit – Näheres dazu bei F. Baron / R. Auernheimer).

10) Die letzte Szene am rechten unteren Rande widmet sich schließlich Johannes Trithemius auf der Totenbahre; Trithemius starb in Würzburg am 13. Dezember 1516, im Alter von 54 Jahren. Er fand seine Ruhestätte in seiner Klosterkirche, später im Neumünster.

Sein Grabdenkmal, wohl ein Werk der Riemenschneider-Schule, findet man heute in der Neumünsterkirche in Würzburg.

Christoph Schmitt

Anmerkungen:

1) Auf seinen Entwurf gehen auch die Reliefs am Schulzentrum Neumagen-Dhron zurück.
2) Frau M. Henning-Bollig sei für die Hilfe bei der Identifizierung der einzelnen Szenen an dieser Stelle recht herzlich gedankt.

Trittenheimer Erinnerungsstücke

Das Jahr 2012 gab der Gemeinde Trittenheim wieder einen Anlass zum Feiern. Der Grund dafür lag mehr als ein halbes Jahrtausend zurück: „1462, Anno Bernardi secundo, ... die mensis Februarii prima, hora undecima, minuto XXXIII post meridiem in nocte, ego Johannes Trithemius ...“. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht am 1. Februar 1462 geboren zu sein, schreibt Johannes Trithemius von sich selbst im zweiten Band seiner Hirsauer Klostergeschichte. Es war ein großer Geburtstag, der anstand. Die letzte große Trittenheimer Geburtstagsfeier 2006 galt Stefan Andres, dem aus diesem Anlass ein Brunnendenkmal in der Ortsmitte enthüllt wurde.

Wie arrangiert man aber einen 550ten Geburtstag des Sponheimer Abtes?

Die Frage, wie man sich der „Gestalt des großen Gelehrten nicht nur als antiquarische Kostbarkeit“ (so Bürgermeister Hans Gerwalin 1962 in der Festschrift zur 500-Jahrfeier) annähert, stellt uns vor die Frage nach einem neuen Denkmal. Es mangelt aber nicht an sichtbaren Denkmälern in Trittenheim. Es bedarf kein weiteres gegossenes, geschnitztes oder aus Stein geschlagenes Denkmal. Das Denkmal, das zu setzen ist, ist eine Neubesinnung und ein vertieftes Nachdenken über diesen Menschen, der im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit lebte. 2012 wurde ein Jahr, ein geistiges „Denk mal“ aufzurichten. Den Anstoß dazu geben die vorhandenen Denkmäler.

„Anfänge“ des Trittenheimer Gedenkens

Johannes Trithemius hatte, um seinen Wissenshorizont zu erweitern, die Heimat verlassen. Im Anschluss daran wollte er noch einmal in das heimatliche Dorf zurückkehren. Ein Unwetter „verhinderte“ endgültig die Weiterreise an die Mosel und dem 20jährigen wurde die Benediktinerabtei Sponheim zur neuen Heimat. Dem mit 21 Jahren zum Abt Gewählten war dies sein Wirkort, bevor ihn die Nötigung der Suche nach einem neuen Kloster 1506 nach Würzburg in das dortige sog. Schottenkloster führte, in dem er 1516 verstarb.1 Seine Berühmtheit verschaffte dem Heimatort einen Platz in der Welt der (Nachschlage-)Literatur, nannte er sich doch spätestens seit 14862 latinisiert nach seinem Heimatort und wurde in späterer Zeit in der Literatur oft einfach nur „Trittenheim“ genannt. Ob man davon in „Trittenheim Ein[em] Flecken an der Mosel zwischen Trier und Nuemagen allda der beruehmte und gelehrte Abbt Johannes Trithemius ist gebohren worden ...“3 Kenntnis hatte? Konnten sich die Trittenheimer für dieses Denkmal mit einem Denkmal revanchieren?

Bilder

Erstmals greifbar wird ein Gedenken bei Pfarrer Johann Joseph Brauns (1738 in Georgweiler b. Büchel geboren, ab 1772 Frühmesser in Trittenheim, nach dem Tod des Trittenheimer Pfarrers Anton Joseph Michael Werner (+1772) seit 1773 bis zu seinem Todesjahr 1823 Ortspfarrer).4 In seinem Testament vom 1. Januar 1822 legte er fest: „das Bildniß des Trittenhemius bleibt im Pfarrhauße dahier, sammt aller jener Büchern, in welchen mit meiner Hand geschrieben steht: Maneat in Bibliotheca[m]".

Die Pfarrbibliothek besitzt in der Tat einige Trithemius-Drucke. Doch keiner der Besitzvermerke weist auf Pfarrer Brauns hin.5 Seine Form des Gedenkens lenkt daher den Blick vom Regal an die Wand, näher hin auf die bemalte Leinwand. Die Pfarrei beherbergt zwei undatierte Ölgemälde zu Trithemius. Das ältere Bild (ca. 95x75 cm), das dem 17. oder 18. Jahrhundert zuzuweisen ist6, zeigt Trithemius im schwarzen Habit, mit Brustkreuz, roter Mitra und Abtsstab. Der Kniende befindet sich in einem Bibliotheksraum, die Hände betend vor der Brust. Sein Blick fällt auf eine umstrahlte Madonna mit Kind und Regentenstab. Seinem Mund entfließen die Worte „ora pro Joanne Trithemio St Maria Virgo“ (Heilige Jungfrau Maria, bitte für Johannes Trithemius). Eine lateinische Textleiste im Sockel des Bildes, mittig durch das Trithemius-Wappen getrennt, erläutert:

„Johannes Trithemius Abt von Sponheim und St. Jakob in Würzburg, des Ordens des Hl.
Benedikts glühender Eiferer und desselben hervorragender Reformator in Schrift und
Vorbild, geboren 1462, Vater Johannes aus Heydenberg, Mutter Elisabeth aus Longuich,
gestorben 1516“ („IOANNES TRITHEMIUS ABBAS / SPONNEIMIENSIS ET S IACOBI /
VICEBURGI ORDINIS S BENEDICTI / ZELATOR ARDENTIS ET EIUSDEM / 2 REFORMATOR SCRIPTO ET EXEMPLO / PRAECIPUUS NATUS 1462 PATRE IOE / EX HEYDENBERG MATRE ELISABETH/A [7] EX LONGOVICO OBIIT 1516“).

Nach Klaus Arnold8 hat das Gemälde sein Vorbild in einem im letzten Weltkrieg zerstörten Würzburger Bild. Der Geistliche und Theologieprofessor Franz Oberthür (*1745 -+1831) konnte es noch in der Kirche St. Jakob „in der Sakristey oben an der Thür, die zum Chore führt“9 beschreiben. Diesem Typus nahe kommt auch ein im Städtischen Museum Simeonstift aufbewahrtes Ölgemälde.10

Das zweite Ölgemälde, das wahrscheinlich erst im 19. Jahrhundert entstand,11 zeigt fantasievoll die Darstellung eines bärtigen Mannes mit Kappe und Mantel. Die Darstellung steht in der Linie eines seit Beginn des 17. Jahrhunderts in Trithemius-Drucken verbreiteten Kupferstichs, wie er etwa in den Opera historica12 (erster Teil) von 1601 oder auf dem Titelblatt der Opera pia et spiritualia von 1605 abgedruckt wurde, und ähnelt stark der 1823 entstandenen Lithographie Christoph Hawichs13. Dieses Bild kommt der historischen Person, wie sie sich am Würzburger Grabdenkmal erkennen lässt, kaum nahe und findet doch eine breite Verwendung, vermutlich weil die fiktive Darstellung am ehesten geeignet ist, das offensichtlich apologetische Interesse zugunsten des in die Kritik gekommenen Abtes zu verfolgen, wie Marc-Aeilko Aris feststellt. Nicht feststellen kann man, welches der beiden Bilder zum Legat Pfarrer Brauns gehört.

Als Pfarrer Brauns 1792 für die neuerbaute Clemenskirche (1790-1793) durch den Trierer Schreinermeister Valentin Schmid neue Sitzbänke anfertigen lässt, werden diese mit einer Traube versehen – vielleicht auch dies eine Spur der Trithemiusverehrung? Als Wappenbild erscheint sie auf dem Sakramentshäuschen in Sponheim (1487) ebenso wie auf dem Grabdenkmal.

Bücher

Die frühere Trittenheimer Pfarramtsbibliothek bewahrte einige Werke des Trithemius:

  • die Steganographia (1606),
  • die Opera historica Bde. I-II (1601),
  • die Hirsauer Annalen Bde. I-II (1690),
  • die Opera pia et spiritualia (1605) und ein als Sammelband herausgegebenes kleines Bändchen von Schriften des Petrus von Blois und Trithemius (1624).

Letzteres wird 1834 verzeichnet. Mit diesen Büchern verbunden ist ein weiterer bemerkenswerter Trittenheimer, der in Trittenheim geborene Trierer Kirchenhistoriker und Domkanoniker Engelbert Schue (1772-1847). „In diesem Jahr [=1847] [...] schenkte auch derselbe Wohlthäter der hiesigen Pfarr-Bibliothek Opera Trithemii 4 tom fol.“ heißt es in der Pfarrchronik. Im einzelnen sind es Drucke, von denen ein Band ehemals dem Abt von St. Matthias, Modestus Manheim, gehörte, das Engelbert Schue wie auch die anderen Bände von Godehard bzw. Peter Gotthard Keuker (1805-1829) erworben hatte. Dieser Sohn des Krämers / Kaufmanns Johann Peter Keucker und der Maria Katharina Wagener war ein Großneffe des Trierer Theologieprofessors Anton Oehmbs. 1828 zum Priester geweiht, konnte Keuker aufgrund seiner Gesundheit nur als Privatgeistlicher in Wittlich wirken.

Ob auch der Steganographie-Druck durch Engelbert Schue an die Pfarrei kam ist gegenwärtig nicht nachzuweisen.14 Wegen seiner Herkunft aus dem Bestand des Augsburger und Eichstätter Kanonikers Johann Georg zu Werdenstein bzw. aus dem Grundbestand der Würzburger Universitätsbibliothek gehört dieses Buch zu den markanten Erinnerungsstücken in Trittenheim.

Geburtshaus

„In Trittenheim zeigt man noch das Hüttchen, in welchem, der Ueberlieferung nach, der gelehrte Abt geboren wurde“ bemerkt zu Ende einer langen Ausführung zu Trithemius Christian von Stramberg (1785-1868) in seinem 1837 verlegten Buch „Das Moselthal zwischen Zell und Konz, mit Städten, Ortschaften, Ritterburgen“ (S. 415). Leider erfährt der Leser nicht mehr über Lage und Aussehen des Gebäudes. Der Geschichtsforscher Ferdinand Wilhelm Emil Roth (1853-1924) notiert fast achtzig Jahre später in seinen „Studien zum Johann Trithemius-Jubeljahr 1916“15:

„Das angebliche Geburtshaus des Trithemius besuchte ich im Juli 1912. Es ist ein einstöckiges Haus mit Stall zu Trittenheim. Von mehreren baulich zusammenhängenden Häuschen wird das nach Osten gelegene als Geburtshaus bezeichnet. Dasselbe ist auch in Lichtdruck veröffentlicht. Von diesem Hause habe Trithemius nachts den Trittenheimer Pfarrer zum Unterricht besucht. So gibt die Ortsüberlieferung an. Tatsächlich liegt das Pfarrhaus in der Nähe des Geburtshauses und kann die Volksüberlieferung Recht haben.“16

Heute erinnert in der Ergeneschstraße 4 eine Tafel an diese lokale Erinnerung und Josef Junk erinnert sich in einem Beitrag Anfang der 30er Jahre daran, dass das Geburtshaus „mit einer von der Gemeinde angebrachten Marmortafel: ‚Johannes Trithemius wurde in diesem Hause am 1. Febr. 1462 geboren‘“ versehen sei.17

Skulpturen

Zu Ostern 1901 erscheint als „Beilage zum Jahresbericht des Gymnasiums zu Prüm“ ein Abriss „Über das Leben und die Schriften des J. von Trittenheim, genannt Trithemius“. Autor der 36-seitigen Schrift ist der in Trittenheim geborene Gymnasialprofessor Dr. Johann Joseph Hermes (1848-1919; seit 1884 in Prüm als Lehrer). Mit seiner Schrift verfolgt er das Ziel, da „selbst seine Landsleute [...] wenig mehr von ihm [wissen] als den Namen“, Trithemius „nicht nur als Gelehrte[n] und Kirchenfürst, sondern auch als Menschen“ kennen zu lernen und ehren zu können. „Leider scheint der Plan“, schreibt er zu Ende seiner Ausführungen, „den vor wenigen Jahren einige hochherzige junge Männer aus Trittenheim gefaßt hatten, ihrem großen Landsmann in seiner Heimat ein Denkmal zu setzten [sic!], in Vergessenheit geraten zu sein. Vielleicht geben diese Zeilen Anregung, wenigstens eine Tafel zu stiften, welche die Erinnerung an den berühmten Sohn Trittenheims dort wach erhält“.

Kein Jahrzehnt später erfüllte sich dieser Wunsch. Den Bau der ersten Trittenheimer Brücke (1907/08) sollte ein Denkmal krönen. Am 5. September 1909, so die Schulchronik, feierte „in erhebender Weise [...] die Bevölkerung Trittenheims das Gedächtnis ihres größten Sohnes Johannes Trithemius“.

„Besonders auf dem rechten Brückenpfeiler staute sich die Zuschauermenge, denn hier harrte das Trithemiusdenkmal, mit einem weißen Leinenmantel umkleidet, seiner Enthüllung. Um 3 1⁄4 Uhr begann die Festfeier. Unter den Klängen einer Musikkapelle schritt das Festkomitee die Brücke ab u. machte vor dem Denkmal Halt. Zur Einleitung der Enthüllungsfeier sang der Kirchenchor von Trittenheim unter Leitung des Lehrers Hermann das herrliche Lied: „Herr, unser Gott, wie groß bist du, wie herrlich ist dein Name“ usw. Hierauf bestieg Herr Pastor Schmitz von hier die Rednerkanzel. Er schilderte den Anwesenden in Kürze den Lebenslauf u. die Bedeutung Trithemius’ u. schloß mit einem dreifachen Hoch auf Papst und Kaiser. Hierauf nahm Herr Pastor Schmitz unter den Klängen der Nationalhymne die Enthüllung der Statue vor. Nach seinem Hinweis, das[sic] der Wahrspruch „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt“ gerade im Leben des Trithemius eine passende Bestätigung finde brachte der Kirchenchor das gleichlautende Lied mit Geschick zum Vortrag. Daran anschließend sprach Herr Bürgermeister Lehnert von Clüsserath. Als Vertreter der Gemeinde übernahm er das Denkmal in deren Schutz. Nach der Rede des Herrn Bürgermeisters trug ein Knabe ein Festgedicht vor. Darauf wurde nach einem Musikstücke unter allgemeiner begeisterter Beteiligung das Mosellied gesungen.“

Dem Engagement des Trittenheimer Pfarrers und Definitors Johann Peter Bettingen (1844-1908), war es zu verdanken, dass durch freiwillige Beiträge aus der Bevölkerung die Kosten in Höhe von rd. 1800 Mk (das entspricht heute rd. 9300 €) gedeckt wurden.

Der Trierer Bildhauer Haos hatte die Statue aus Sandstein geschaffen. Die vollplastische Figur erinnerte in ihrem Grundzug an die Würzburger Grabplatte, doch den Kopf gestaltete der „Künstler, dem als Unterlage ein im Pfarrhause zu Trittenheim befindliches Bild des Abtes gedient hat“18 in der fiktiven Darstellung. Der Zeitungsredakteur R. Schue kritisiert in der Trierischen Landeszeitung vom 26. Mai 1909 bei aller Wertschätzung des Trierer Künstlers diese „nachdenkend und etwas finster“ dreinschauende Gestaltung: „Gelegentlich einer Unterredung mit dem Schöpfer des neuen Denkmals“, schreibt Schue, „teilte mir dieser mit, daß es jetzt noch angängig sei, entsprechende Abänderungen zu treffen, jedoch sei er ohne besondere Erlaubnis gezwungen, genau nach Bestellung zu arbeiten. Es liegt nun im Interesse der Allgemeinheit, eine lebenswahre Statue des berühmten Polyhistors und Abtes Johannes Trithemius zu erhalten und es mögen sich die für die Ausführung des Denkmals berufnen Kreise die Angelegenheit noch wohl überlegen, ob die angeführten Abänderungen gemacht werden sollen, damit sie nicht der Welt ein Denkmal überliefern, welches demjenigen, dessen Andenken erhalten werden soll, in keiner Weise ähnelt.“

Man verzichtete dennoch auf „etwas Mildes und Gewinnendes“. Die Sprengung der Brücke ließ die Statue Mitte März 1945 in der Mosel versinken; den Kopf konnte man beim Neubau der dritten Brücke in den 90er Jahren aber bergen.

Das Jubiläumsjahr 1962 zum 500ten Geburtstag bot die Möglichkeit, der Erinnerung eine neue Gestalt zu geben. Mit besonderem Nachdruck beförderte der 1960 zum Bürgermeister gewählte Hans Gerwalin (1911-1982) die Schaffung eines Denkmals durch den Trittenheimer Bildhauer Walter Henning (1920-1980). Hennings Bronzeskulptur zeigt einen lebensgroßen sitzenden Mann in mittelalterlichem Gelehrtengewand mit Gelehrtenkappe und einem aufgeschlagenen Buch auf seinen Knien. Für die Kopf- und Gesichtszüge orientierte sich der Bildhauer an der Darstellung einer lavierten Zeichnung des Künstlers HB.19 Sie ruht auf einem ca. 1,20m hohen Sockel, mit dem Wappen und einer Inschrift „Johannes Trithemius 1462 1516“. Enthüllt wurde das Denkmal am 11. August 1962 vor der Pfarrkirche. Obwohl Benediktiner zur stabilitas loci verpflichtet sind, sollte Trithemius an diesem Platz nur bis 1967 bleiben. Seinen heutigen Standort am Übergang zwischen alter und neuer Moselbrücke erreichte er über Stationen am Moselufer und über den Garten des Noviziatshofs der Jesuiten an der Moselweinstraße. Bei der Jubiläumsfeierlichkeit legte der Künstler auch eine Plakette mit dem Konterfei des Abtes vor.

Im April 1966 wurde der Neubau der Volksschule (später Grundschule) eingeweiht und da „diese nach neuesten architektonischen und pädagogischen Erkenntnissen erbaute Schule eine Pflanzstätte des Wissens und Mittelpunkt der geistigen und charakterlichen Formung unserer Jugend werden“ sollte, wie es die Einweihungsurkunde formulierte, gab man ihr den Namen des Mannes, dem Bildung Mittelpunkt seines Lebens war: Johannes Trithemius.

Walter Henning, der als Werklehrer an der Schule tätig war, wurde beauftragt, die zentralen Lebensstationen auf einem Halbrelief zu skizzieren. In siebzehn Szenen zieht sich das Leben hindurch, vom Versuch der Mutter, die harten Schläge des Stiefvaters abzuhalten, über den Weggang zu den Studien, seine Weihe zum Abt, sein Wirken als Lehrer, Schriftsteller und Bibliophiler und die damit verbundenen vielfachen Besuche im abseits gelegenen Kloster, um „das Licht der Welt“ (so Hegius von Deventer, der Lehrer des Erasmus) zu sehen. Angezeigt werden auch die Gründe des Weggangs von Sponheim, das Verweilen beim Brandenburger Kurfürsten Joachim I. und die Abtszeit in Würzburg. Die bronzene Lebensskizze beschließt am rechten unteren Rande die Totenbahre mit Trithemius.

Und was sonst erinnert noch ...

Reverenz wurde dem Sponheim-Würzburger Abt aber auch auf andere Weise erwiesen. Eine Gruppe junger Männer fand sich seit 1902 zum Musizieren zusammen und gaben ihrem Verein bei der offiziellen Gründung 1903 den Namen „Musikverein Trithemius Trittenheim“. Jahre später benannte sich ein weiterer Verein nach Trithemius, nämlich der 1920 auf Initiative des Volksschullehrers Alois Nalbach gegründete „Männergesangverein Trithemius“.

Zum Markenzeichen wurde der Name des großen Sohnes Trittenheims auch für zwei Unternehmen am Ort: In den zwanziger und dreißiger Jahren verwendet das 1900 gegründete Weingut Nicola Clüsserath, das später auch mit dem Begriff vom „Haus an der Brücke“ warb, in seinem Briefkopf eine Bildmarke, die die Trithemius-Statue aufnimmt. In der Umschrift wird – man höre und staune – aus Trithemius ein Heiliger, denn überschrieben ist das Logo mit „ST. TRITHEMIUS“. – Matthias Josef Clüsserath erbaute etwa zeitgleich mit dem Brückenbau am Moselufer ein Hotel. Dies warb etwa ab 1910 mit dem Namen „Hotel Trithemius“, bevor es sich wie viele andere später in „Hotel zur Krone“ umbenannte. Eine Ansichtskarte des Gasthofs Heinrich Bollig-Pfrang warb in den späten 1920er Jahren mit dem rückseitigen Aufdruck „Geburtsort des gelehrten Trithemius, geb. 1462“ und „Er veranlaßte die Gründung der Universität in Frankfurt a.d. Oder“.

Schließlich kann auch das Ortswappen mit seinem goldenen Abtsstab in der Mitte, dessen Krümme in ein Weinblatt ausläuft, an den 1462 geborenen Johannes Trithemius erinnern. Nicht unerwähnt bleiben darf schließlich das größte, rund 1000 m lange Erinnerungsstück in Trittenheim: die Johannes-Trithemius-Straße mit 70 Hausnummern.

Christoph Schmitt

Anmerkungen:

1) Für eine erste knappe biographische Skizze verweise ich auf meinen Beitrag ..., die ausführlicher Darstellung findet sich bei Klaus Arnold, Johannes Trithemius (1462-1516), [=Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg; 23], 2. überarb. Aufl. Würzburg 1991.
2) Vgl. Klaus Arnold, Johannes Trithemius (Anm. 1), S. 5 Anm. 4.
3) So in Matthias Merian, Topographia Archiepiscopatuvm Moguntinensis Treuirensis et Coloniensis, Das ist Beschreibung der vornembsten Stätt vnd Plätz in denen Ertzbistümen Mayntz, Trier vnd Cöln. An Tag gegeben durch Matth: Merian., 2. Ausgabe verfaßt von Martin Zeiller und hrsg. von Matthaeus Merians d. Ae. sel. Erben Frankfurt 1675, S. 57.
4)
Die „Aufnahme der Pfarrer, der unversorgten Priester und der mit einfachen Pfründen versehenen Geistlichen im Obererzstift Trier 1788“4 lobte den 49jährigen Definitor des Dekanates Piesport ausdrücklich wegen seiner „größten“ Fähigkeiten und der „eifrigbeste[n] Seelsorge“. Pfarrer Brauns verdiente eine eigene Würdigung, fallen in seine Ägide die Gründung der überregional wahrgenommenen Herz-Jesu-Bruderschaft, der Neubau der Kirche und das Zusammentragen einer ansehnlichen Handbibliothek.
5) Besonders zu nennen sind unter den Werken des 17. Jahrhunderts, die Brauns Eintrag "maneat in Bibliothecam ... Successoribus Salutem et Charitatem" tragen, Werke wie Benito Arias Montanos „Naturae historia“ von 1601, die „Explanatio in Psalmos“ des Kardinals Robert Bellarmin von 1633 oder Jakob Merlos „Septem tubae“ von 1681.
6) So Arnold, Trithemius, S. 290.
7) Hier ist eine freie, wohl radierte Fläche.
8) S. Arnold, Trithemius, S. 289f.
9) Zitiert nach Arnold, Trithemius, S. 289.
10) Eine farbige Abbildung findet sich abgedruckt in Richard Hüttel (Hrsg.), Bilder von Gelehrten. Eine Ausstellung der Graphischen Sammlung an der Universität Trier in Zusammenarbeit mit Universitätsbibliothek Trier, Stadtbibliothek Trier und Bibliothèque Nationale Luxembourg, [Ausstellungskataloge Trierer Bibliotheken; 30], Trier 1997, Farbtafel II und in Gunther Franz (Hrsg.), Kaiser, Gelehrte, Revolutionäre. Persönlichkeiten und Dokumente aus 2000 Jahren europäischer Kulturgeschichte, [Ausstellungkataloge Trierer Bibliotheken; 38], Trier 2007. S. 127.
11) Arnold, Trithemius, S. 291, läßt offen, ob es im 18. oder 19. Jahrhundert gemalt wurde.
12) Dieser Band befindet sich in der Pfarramtsbibliothek Trittenheim.
13) Die Lithographie erschien in dem von Christoph Hawich herausgegebenen Buch „Abbildungen Gelehrter und in der Trierischen Geschichte vorzüglich ausgezeichneter Churfürsten und Staatsmänner, nebst biographischer Skizze“ (Trier 1825); jetzt wiederabgedruckt in Richard Hüttel (Hrsg.), Bilder von Gelehrten. Eine Ausstellung der Graphischen Sammlung an der Universität Trier in Zusammenarbeit mit Universitätsbibliothek Trier, Stadtbibliothek Trier und Bibliothèque Nationale Luxembourg, [Ausstellungskataloge Trierer Bibliotheken; 30], Trier 1997, S. 111. Hawich selbst griff auf Vorlagen zurück (so Gunther Franz ebd.).
14) Vgl. dazu meinen Aufsatz „Die wundersamen Wege einer Geheimschrift. Auf Spurensuche nach der Herkunft eines Trittenheimer Trithemius-Druckes“. In: Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2010, Monschau 2009, S. 154-158.
15) In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 37 (1916) 265-301.
16) Ebd. S. 266. Roth gibt bedauerlicherweise nicht an, wo die Abbildung veröffentlicht wurde.
17) Josef Junk, Trithemius und die zeitgenössischen Trittenheimer Pfarrer. In: Trierische Heimat 10 (1933/34) S. 82- 87,150-153, 173-175, S. 82f.
18) R. Schue, Johannes Trithemius und sein Standbild auf der Moselbrücke zu Trittenheim. In: Trierische Landeszeitung Nr. 118a – 35. Jahrgang, Mittwoch, 26. Mai 1909 – Abend-Ausgabe – S. 1.
19) Das Blatt (Inv.-Nr. DE899 , 26,5 cm x 18,4 cm) wird aufbewahrt im Musée Condé, Chantilly.

Bericht über die Einweihung des Trithemiusdenkmals 1909

Festgehalten im ersten Band der Schulchronik Trittenheim, S. 15-16

Enthüllung des Trithemius-Denkmals auf der Trittenheimer Moselbrücke am 5. Sept. 1909

In erhebender Weise feierte heute Mittag die Be-
völkerung Trittenheims das Gedächtnis ihres größten Sohnes
Johannes Trithemius. Donnernde Böllerschüsse brachten den
Bewohnern der umliegenden Ortschaften Kunde vom
Beginn der Festfeier und lockten jung und alt nach
Trittenheims gastlichen Fluren. Von weitem schon
grüßten den Besuchern die kühnen Bogen u. schlanken
Formen der Trittenheimer Moselbrücke entgegen, die
mit zahlreichen Tannenbäumchen u. farbigen Fähn-
chen ausgeschmückt war u. einen festlichen Anblick
darbot.

Gegen 3 Uhr hatte sich die Brücke allmählich mit
Zuschauern gefüllt. Besonders auf dem rechten Brücken-
pfeiler staute sich die Zuschauermenge, denn hier
harrte das Trithemiusdenkmal, mit einem weißen
Leinenmantel umkleidet, seiner Enthüllung.
Um 3 ¼ Uhr begann die Festfeier. Unter den
Klängen einer Musikkapelle schritt das Fest-
komitee die Brücke ab u. machte vor dem Denk-
mal Halt. Zur Einleitung der Enthüllungsfeier
sang der Kirchenchor von Trittenheim <unter Leitung des Lehrers Hermann> das herrliche
Lied: „Herr, unser Gott, wie groß bist du, wie herr-
lich ist dein Name“ usw. Hierauf bestieg Herr Pastor
Schmitz von hier die Rednerkanzel. Er schilderte den
Anwesenden in Kürze den Lebenslauf u. die Be-
deutung Trithemius’ u. schloß mit einem dreifachen
Hoch auf Papst und Kaiser.

Hierauf nahm Herr Pastor Schmitz unter den
Klängen der Nationalhymne die Enthüllung der Statue
vor. Nach seinem Hinweis, das der Wahrspruch „Wem
Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die wei-
te Welt“ gerade im Leben des Trithemius eine passen-
de Bestätigung finde brachte der Kirchenchor das gleich-
lautende Lied mit Geschick zum Vortrag.

Daran anschließend sprach Herr Bürgermeister Lehnert
von Clüsserath. Als Vertreter der Gemeinde übernahm
er das Denkmal in deren Schutz.
Nach der Rede des Herrn Bürgermeisters trug
ein Knabe ein Festgedicht vor. Darauf wurde
nach einem Musikstücke unter allgemeiner
begeisterter Beteiligung das Mosellied gesun-
gen. Damit hatte die erhebende Feier einen
würdigen Abschluß gefunden.

Abends 8 ½ Uhr bewegte sich vom Schulhaus
bis zum Hotel Trithemius ein Fackelzug.
Gleichzeitig wurde ein, von Herrn Schmitz-Röbig
aus Trier geleitete, prächtige Beleuchtung der
neuen Moselbrücke mit Feuerwerk veranstaltet.
Die ganze Feier war durch herrliches Wetter be-
günstigt, was in jeder Hinsicht mit Freuden zu
begrüßen war.

(Nach dem Bericht der Tr. Landesztg.)

Die Bewohner Trittenheims hatten die Kosten des
Denkmals dank besonders der Bemühungen des
verstorbenen Herrn Definitors Bettingen aufge-
bracht durch freiwillige Beiträge. Herr Bild-
hauer Haos aus Trier übernahm die Herstellung
für die Summe von 1300 M. Verpackung <70>,
Transport <80> u. Aufstellung <100> kosteten weitere 250 M.

Hinweis: in eckigen Klammern sind nachträgliche Einfügungen markiert.

Weitere Chronik Einträge